Kultur
in der Tiefgarage
Kunst ist, wenn man trotzdem nicht lacht.
Das Projekt «Kultur in der Tiefgarage» warf am 25. Oktober 2025 einen nicht ganz ernstgemeinten Blick auf das Thema der Förderung von Kulturprojekten. Kurator Sebastian Frommelt entwickelte 10 bewusst fiktive Kunstprojekte. Als humoristischer Kunstarchivar führte er an diesem Abend durch das inszenierte «Depot der abgelehnten Kulturförderanträge» in der Tiefgarage der Neutrik AG in Schaan.
Die Debatte ob und unter welchen Kriterien Kunst gefördert werden soll, ist ein ständiger Begleiter des Kulturschaffens. Sie wird in der Öffentlichkeit, in den Medien und insbesondere unter den Kulturschaffenden und in den Entscheidungsgremien der Kulturförderinstitutionen geführt.
Die eigens für diesen Abend entworfenen Projektskizzen sind Einladung sich Gedanken zu machen, über das was Kunst und was insbesondere förderungswürdige Kunst ist. Dadurch, dass die Auseinandersetzung über fiktive Kunstprojekte geschieht, kann der Diskurs geführt werden, ohne Rücksicht auf Gefühle und Konventionen nehmen zu müssen.
Das Format ist als humoristischer Kommentar zur aktuellen Debatte um die Kulturstrategie zu verstehen. Es ist eine Einladung an alle Kulturinteressierten, Kulturschaffenden und Kulturförderer*innen, sich an der aktuellen Auseinandersetzung mit einem Augenzwinkern zu beteiligen. Ein Abend für Menschen die sich kritisch mit der Kulturförderdebatte auseinandersetzen möchten oder auch für Menschen, die einfach schon immer einmal offen über Kunst lachen wollten.
Die Kulturprojekte enthalten Elemente aus Performance Art, Videokunst, Musik, bildender Kunst und immersiv theatralen Elementen, manchmal gespickt mit einer Prise Grössenwahn.
“Kultur in der Tiefgarage” war das erste Projekt des Kollektiv Tiefgarage: Sebastian Frommelt, Juliana Beck (Kreativ Akademie) und Fabian Reuteler (Rocketscience GmbH).
Das Archiv
der Förderprojekte
Antrag Nr. 72-1999-KF-56
Also jodelte Zarathustra
Der Förderantrag Nr. 72-1999-KF-56 stammt von einem Künstler, der sich mit traditionellen Kulturtechniken beschäftigt und deren Innovationspotenzial auszuloten versucht. Sein Projekt mit dem Titel „Also jodelte Zarathustra“ bezieht sich auf den Titel des philosophisch-literarischen Werks „Also sprach Zarathustra“ von Friedrich Nietzsche.
Projektbeschrieb:
“Das Jodeln wird oft als reine Volkskultur diskreditiert und dem Jodeln wird keine Entwicklungsmöglichkeit zugesprochen, zum Beispiel eine philosophische Auseinandersetzung mit unserem Leben in dieser Welt zu führen. Ich möchte den Beweis antreten, dass Jodeln und Philosophie eine ergänzende Fusion eingehen können und das Jodeln als Herold für philosophisches
Gedankengut dienlich sein kann. Es soll einen Jodlechor geben, bei dem ein Vorsänger - über den Naturjodel des Chors hinweg - kurze Zitate aus populären philosophischen Werken zum Besten gibt.”
Antrag Nr. 12-8045-KF-77
Remote Painting
Der Förderantrag mit der Nummer 12-8045-KF-77 stammt von einer Künstlergruppe, die sich mit der analogen Darstellung von digitalen Prozessen widmet. Bei diesem Projekt mit dem Titel „Remote Painting“ verfolgen die Künstlerinnen das Ziel, einen Prozess, der physikalisch nicht sichtbar ist, für das Publikum zu veranschaulichen.
Projektbeschrieb :
“Remote Painting nimmt Bezug auf das Phänomen, das auch künstlerisch und gestalterisch völlig unbegabte Menschen mittels Software wie zum Beispiel Adobe PhotoShop oder Adobe Illustrator visuelle Werke erschaffen können, die durch ihre Pixelstruktur eine ästhetische Verbindlichkeit erwirken, die lediglich aus Nullen und Einsen besteht. Der Mensch kommandiert diese Nullen und Einsen, so dass sie in Pixelrastern Zuordnungen von Farbinformationen in bestimmten Positionen vornehmen. Der Mensch ist zeitgleich der Schiedsrichter, der diese Vorgänge überwacht und allenfalls über Kontrolle Z oder Command Z rückgängig machen kann. Jedem gestalterischen Schritt wohnt somit seine Unverbindlichkeit inne.”
Kollektiv Tiefgarage
Fabian Reuteler
Juliana Beck
Sebastian Frommelt
Mit freundlicher Unterstützung:
Antrag Nr. 76-2949-KF-66-11
Prêt-à-déporter
Bei der abgebildeten Nach-Inszenierung des Förderantrags Nr. 76-2949-KF-66-11 handelt es sich um das Perfomance-Projekt mit dem Titel: Prêt-à-déporter.
Projektbeschrieb :
“Die Choreografin und Künstlerin, die diese tänzerisch-performative Intervention konzipiert hat, kommt ursprünglich aus der Welt der Mode und Modeschauen. In ihrem Projektbeschrieb bezieht sie folgende Position: Mode als gesellschaftlich motivierte Erwartungshaltung: Perfektion, Schönheit und Uniformität. Mode als ästhetische Kampfrüstung gegen die beabsichtigt ausgelösten Gefühle des Umfelds wie Neid und Missgunst. Mode als Ausgrenzungsprinzip, als nichtintegrative, assoziale Massnahme.Wer nicht spurt muss weg, wer nicht reinpasst muss ins gesellschaftliche Exil deportiert werden.”
Antrag Nr. 22-3443-KF-12-89
Wo die Gerüchteküche brodelt
Das Künstlerduo hinter dem Antrag Nr. 22-3443-KF-12-89 beschäftigt sich mit der gesellschaftlichen Enge in Liechtenstein.
Projektbeschrieb :
“Wo jeder jeden kennt! Wo man sich verkleidet. Wo man Rollen spielt. Wo man sich genötigt sieht, am gesellschaftlichen Leben Teil zu nehmen, um nicht in Verdacht zu geraten, man würde sich nicht für die eigenen Leute interessieren! Wo der öffentliche Raum vergiftet ist mit Intrigen, die aus Gerüchten gewachsen sind. In unserer Performance werden zwei Trachtenfrauen einen rituellen Vorgang zeigen. Die eine spielt auf der singenden Säge und erzeugt dabei Klänge, die ähnlich wie Gerüchte im Ungefähren bleiben. Die andere lässt sich von den Klängen zu tänzerischen Bewegungen animieren, sie nimmt die Gerüchte auf, verarbeitet sie und flüstert sie in Gerüchte-Streuer ein, die um sie herum am Boden stehen. Diese dienen eben dazu, Gerüchte zu streuen und zu verbreiten. Die Gerüchte-Streuer sind neutral weiss gestaltet und wirken auf den ersten Blick harmlos.”
Antrag Nr. 43-0402-07
Me, Myself and I
Dieser Antrag mit der Nummer 43-0402-07 trägt den Titel Me, myself and I.
Projektbeschrieb :
“Die Sozialen Medien haben die menschlichen Unzulänglichkeiten relativiert. Jeder und Jede kann parallel zu seiner realen Mittelmässigkeit ein Bild seines Ichs verbreiten, das über dies Mittelmässigkeit hinaus ragt. Spiegeln Spiegeln an der Wand, wieviele Menschen schauen mir gerade zu im ganzen Land? In der Umsetzung wird ein junger Mann in eitler Aufmachung und mit umgehängter elektrischer Gitarre vor einer Projektionsleinwand stehen, auf der sein Konterfei zu erkennen ist, das von einer Live-Kamera an den Beamer übermittelt wird. Dabei wirft der junge Mann seinen Schatten auf sein projiziertes Gesicht, als Metapher für den Verdacht, den das Publikum beim Betrachten der Social-Media Beiträge des Mannes hegt: Ist er wirklich glücklich und zufrieden und begabt und beliebt?”